Wer in Memmingen, Kaufbeuren oder Kempten an einem der monatlichen Montage unterwegs ist, begegnet einer inzwischen altbekannten Szenerie: Eine kleine, aber hartnäckige Gruppe von Querdenkerinnen zieht trommelnd durch die Straßen. Viel Lokales steckt allerdings nicht dahinter. Die Menschen, die dort auftreten, sind fast immer dieselben – ein reisender Kern aus Verschwörungsideologinnen, der von Stadt zu Stadt pendelt, um seine ritualisierten „Spaziergänge“ als Widerstand zu inszenieren.
Ein reisender Protest ohne echte Basis
Die Vorstellung, es handle sich bei diesen Spaziergängen um lokale Bürgerbewegungen, zerfällt schnell. Kaum jemand aus den Städten selbst schließt sich an. Stattdessen reist ein fester Kreis über das gesamte Allgäu, oft mit identischen Schildern, denselben Trommeln und denselben Narrativen. Die Gruppe wirkt weniger wie eine Protestbewegung und mehr wie ein wandernder Kult, der Monat für Monat seine immer gleiche symbolische Choreografie aufführt.
Diese Rituale finden bewusst jeden Monat an einem Montag statt – ein Versuch, sich in die Tradition historischer Montagsproteste zu stellen und damit Bedeutung zu suggerieren, die vor Ort jedoch kaum gegeben ist.
Durchzogen von AfD-Strukturen
Innerhalb dieses Milieus ist der rechte Einfluss längst kein Zufall mehr. Die Gruppe ist sichtbar durchzogen von aktiven AfD-Mitgliedern und Sympathisantinnen, die den Ton mitbestimmen und das politische Framing der Spaziergänge prägen. Die Querverbindungen zu rechtsaffinen Milieus sind eindeutig: Wissenschaftsfeindlichkeit, Verschwörungserzählungen, gezielte Systemdelegitimation, sowie eine klare Anschlussfähigkeit an extrem rechte Ideologien. Was nach außen als „unpolitischer Bürgerprotest“ verkauft wird, ist in der Realität ein ideologisch gefestigter Kreis, der längst tief im rechten Spektrum verankert ist.
Besonders in Kempten bleibt dieser Wandertrupp nicht unwidersprochen. Zu jedem ihrer Spaziergänge formiert sich ein stabiler Gegenprotest: Kempten hält Zamm. Dieser Zusammenschluss aus Zivilgesellschaft, antifaschistischen Gruppen, Gewerkschaften, demokratischen Initiativen und engagierten Einzelpersonen zeigt kontinuierlich Präsenz. Sie stehen für: Solidarität statt Egoismus, Wissenschaft statt Mythen, Demokratie statt rechter Radikalisierung. Während die Querdenkerinnen ihre monotone Trommel-Parade ablaufen, setzt Kempten hält Zamm ein Zeichen der Vielfalt, der Klarheit und des demokratischen Selbstbewusstseins. Ihr Widerspruch ist nicht laut um jeden Preis, sondern beständig – und gerade dadurch wirksam.
Warum antifaschistische Wachsamkeit notwendig bleibt
Auch wenn die Querdenken-Aufzüge deutlich kleiner geworden sind, bleiben sie ein Sammelbecken für Menschen und Ideen, die demokratische Strukturen ablehnen oder aushöhlen wollen.
Radikalisierung entsteht nicht erst in den großen Bühnenmomenten, sondern häufig im Kleinen: in Telegram-Gruppen, in Verschwörungskreisen, in wandernden Trommel-Spaziergängen, die sich selbst als Bewegung verklären.
Antifaschistische Beobachtung und klare demokratische Gegenwehr sind daher nicht übertrieben, sondern notwendig. Sie stellen sicher, dass rechte Ideologien nicht unbemerkt Fuß fassen – auch nicht in Form eines monatlichen Wanderzugs durch das Allgäu.